Freundinnensommer by Donohue Meg

Freundinnensommer by Donohue Meg

Autor:Donohue, Meg [Donohue, Meg]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2015-04-21T16:00:00+00:00


11 – Vanessa

Am nächsten Morgen schlurft Dani in demselben schwarzen T-Shirt, das sie am Tag zuvor getragen hat, in die Küche. Dem T-Shirt, in dem sie quer durchs Land gereist ist, in dem sie sich betrunken und geschlafen hat. Die Frage, ob Dani immer noch tagelang dieselben Sachen trägt, geisterte Vanessa schon vor der Reise durch den Kopf, und jetzt hat sie die Antwort. Am liebsten würde sie Dani bitten, duschen zu gehen, so wie sie es bei Drew immer macht, wenn er nach einer Fahrt in einem stickigen, nicht klimatisierten Bus verschwitzt nach Hause kommt.

Dani sieht sie verschlafen an und hebt zum Gruß die Hand.

»Morgen«, sagt Vanessa. Sie haben sich gestern Abend gestritten, aber sie kann sich nicht erinnern, worüber. Wegen Jeremy Caldwell, scheint ihr. Oder wegen Danis Vater? Sie hat keine Ahnung, wie sie darauf kommt; es ergibt überhaupt keinen Sinn. Sie hatte gedacht, im Princeton vielleicht Jeremy über den Weg zu laufen, aber er war nicht da. Oder doch? Wenigstens daran würde sie sich doch erinnern?

»Du hast Kaffee gemacht«, sagt Dani. Ihre Stimme klingt heiser. Sie steht mit einem leeren Becher vor der Kaffeekanne und blinzelt. Vanessa fragt sich, ob sie immer noch betrunken ist.

»Ja«, antwortet sie.

Dani schenkt sich ein und setzt sich dann neben Vanessa auf einen Hocker an der Küchentheke. Hinter ihnen stehen die Schiebetüren zur Dachterrasse offen, und der Himmel leuchtet so hell, dass der Strand darunter fast weiß aussieht. Das Meer schimmert glatt und silbern wie ein Spiegel. Das Haus von Danis Vater ist so wunderschön, auf so bequeme Weise elegant, dass es Vanessa den Atem raubt. Als sie sich darin umblickt, kommt ihr in den Sinn, dass sie vielleicht nur deswegen angefangen hatte, sich für Kunst und Design zu interessieren, weil sie immer so viel Zeit in Dr. Lowensteins Sommerhaus und in seiner ebenso künstlerisch gestalteten Wohnung am Rittenhouse Square verbracht hat. Sie denkt an ihr eigenes Apartment, das mit zeitgenössischem Mobiliar in Dr.-Lowenstein-esken Cremefarben eingerichtet ist, akzentuiert durch leuchtend bunte Textilien, die sie von ihren Reisen mit Drew mitgebracht hat. Würden ihre Eltern dieses Strandhaus besitzen, hätten sie es mit Möbelstücken von Flohmärkten und Garagenverkäufen vollgestellt; die Inneneinrichtung wäre eine lästige Aufgabe für sie gewesen, ein notwendiges Übel, das sie hinter sich bringen mussten, um eine Unterlage für ihre Scrabble-Partien zu haben.

Während sie sich auf dem Hocker langsam wieder zur Theke dreht, wird Vanessa bewusst, dass sie und Dani zum ersten Mal seit acht Jahren in nüchternem Zustand miteinander allein sind. Sie trinkt einen Schluck Kaffee. Als sie den Becher absetzt, bemerkt sie, dass ihre Knöchel fast weiß sind.

»Wo ist Kate?«, fragt Dani, als hätte sie ihre Gedanken gelesen.

»Geht mit Gracie spazieren. Schon zum zweiten Mal. Nach der ersten Runde kam sie zurück, um mir zu sagen, wie herrlich das Wetter ist. Dann ist sie wieder los.«

Dani späht über die Schulter zum Strand und versenkt sich dann in den Anblick ihres Kaffees. »So herrlich, dass ich kotzen könnte.«

Vanessa lacht, obwohl sie das Gefühl hat, dass sie und Dani immer noch über etwas streiten – immerhin über etwas Neues, auch wenn es das nicht besser macht.



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